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Was wäre, wenn Ihr Elektrofahrzeug Ihr Haus bei einem Stromausfall mit Strom versorgen könnte?

Das bidirektionale Laden entwickelt sich zu einem Wendepunkt in unserem Energiemanagement. Doch zunächst muss es in mehr Elektrofahrzeugen Einzug halten.

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Ein Fußballspiel im Fernsehen weckte Nancy Skinners Interesse an bidirektionalem Laden, einer aufstrebenden Technologie, die es der Batterie eines Elektrofahrzeugs ermöglicht, nicht nur Energie aufzunehmen, sondern sie auch wieder abzugeben – an ein Haus, an andere Autos oder sogar zurück ins Stromnetz.

„Es gab mal einen Werbespot für den Ford F-150“, erinnert sich Skinner, ein kalifornischer Senator, der den East Bay von San Francisco vertritt. „Da fährt ein Mann in die Berge und schließt seinen Truck an eine Hütte an. Nicht um den Truck aufzuladen, sondern um die Hütte mit Strom zu versorgen.“

Mit seiner 98-kWh-Batterie kann ein F-150 Lightning die Stromversorgung bis zu drei Tage lang aufrechterhalten. Das könnte in Kalifornien äußerst hilfreich sein, wo es in den letzten fünf Jahren fast 100 größere Stromausfälle gab – mehr als in jedem anderen Bundesstaat außer Texas. Im September 2022 erreichte das kalifornische Stromnetz während einer zehntägigen Hitzewelle einen Rekordwert von über 52.000 Megawatt und wäre beinahe zusammengebrochen.

Im Januar brachte Skinner den Gesetzentwurf 233 im Senat ein, der vorschreibt, dass alle in Kalifornien verkauften Elektroautos, leichten Nutzfahrzeuge und Schulbusse ab dem Modelljahr 2030 bidirektionales Laden unterstützen müssen – fünf Jahre bevor der Staat den Verkauf neuer benzinbetriebener Autos verbieten will. Eine solche Verpflichtung würde sicherstellen, dass Autohersteller „nicht einfach einen Aufpreis für eine bestimmte Funktion verlangen können“, so Skinner.

„Jeder muss es haben“, fügte sie hinzu. „Wenn sie es nutzen möchten, um die hohen Strompreise auszugleichen oder ihr Haus während eines Stromausfalls mit Strom zu versorgen, haben sie diese Möglichkeit.“

Der Gesetzentwurf SB-233 passierte den Senat des Bundesstaates im Mai mit 29 zu 9 Stimmen. Kurz darauf kündigten mehrere Automobilhersteller, darunter GM und Tesla, an, bidirektionales Laden in zukünftigen Elektrofahrzeugmodellen zum Standard zu machen. Aktuell sind der F-150 und der Nissan Leaf die einzigen in Nordamerika erhältlichen Elektrofahrzeuge, die über die grundlegendste Ladefunktion hinaus bidirektionales Laden ermöglichen.
Doch Fortschritt verläuft nicht immer geradlinig: Im September scheiterte der Gesetzesentwurf SB-233 im Ausschuss der kalifornischen Staatsversammlung. Skinner erklärt, sie suche nach einem „neuen Weg“, um sicherzustellen, dass alle Kalifornier von der bidirektionalen Ladeinfrastruktur profitieren.

Da Naturkatastrophen, extreme Wetterereignisse und andere Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher werden, setzen Amerikaner vermehrt auf erneuerbare Energien wie Elektrofahrzeuge und Solarenergie. Sinkende Preise für Elektrofahrzeuge sowie neue Steuervergünstigungen und Förderprogramme beschleunigen diesen Wandel.
Die Möglichkeit des bidirektionalen Ladens bietet nun einen weiteren Grund, Elektrofahrzeuge in Betracht zu ziehen: das Potenzial, das Auto als Notstromquelle zu nutzen, die einem bei einem Stromausfall helfen oder Geld einbringen kann, wenn man es nicht benutzt.

Es gibt zweifellos noch einige Hürden zu überwinden. Hersteller und Kommunen beginnen erst jetzt, die notwendigen Infrastrukturänderungen zu prüfen, um diese Funktion flächendeckend nutzbar zu machen. Notwendiges Zubehör ist entweder nicht verfügbar oder zu teuer. Und auch die Verbraucher müssen noch umfassend aufgeklärt werden.

Klar ist jedoch, dass diese Technologie das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir unser Leben mit Energie versorgen, dramatisch zu verändern.


Veröffentlichungsdatum: 26. Oktober 2023

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